Kapitel Null


Es gibt Leute, die glauben, man w�rde an einem bestimmten Tag erwachsen; man tr�te �ber von der Welt der Kinder in die der Erwachsenen in einem Schritt. Sie feiern Rituale an diesem Tag, hei�en den neuen Erwachsenen zeremoniell willkommen und verleihen ihm seine Rechte, als sei mit dem Verstreichen eines einzigen Tages ein neues Wesen entstanden, als sei der J�ngling pl�tzlich eine andere Person als noch am Tage zuvor.

Andere, vielleicht weisere Leute sagen, Erwachsenwerden sei ein Vorgang, der das ganze Leben dauert; bis zu dem Tag, an dem wir sterben. Wir h�ren nie auf zu lernen und zu wachsen und uns zu ver�ndern, und jede kleine Erfahrung l��t uns etwas kl�ger werden.

Die Wahrheit liegt, wie so oft, dazwischen. Wir entwickeln uns in einem Proze�, der so lange dauert wie unsere Existenz in der materiellen Sph�re, dennoch gibt es auf diesem langen Weg Wendepunkte in unserem Leben; pl�tzliche Ereignisse, die unseren Charakter formen, die unser Schicksal bestimmen, die uns zu dem machen, was wir sind. Das Dahinscheiden unserer �lteren Verwandten, vielleicht sogar unserer Eltern, geh�rt dazu, macht es uns doch deutlich, da� wir sterblich sind und da� unsere vermeintliche Sicherheit in dieser Welt illusorisch ist. Unsere erste Erfahrung mit einer korrupten, selbstbezogenen Obrigkeit ist ein anderer dieser Punkte, denn sie zeigt, da� man niemandem blind vertrauen kann und da� all die F�hrer und Herrscher der V�lker keine Weisen und �bermenschen sind, sondern gew�hnliche Sterbliche, manchmal gutm�tig oder f�hig oder klug, manchmal unf�hig und dumm, manchmal sogar gierig und herrschs�chtig und b�se. Unsere erste Stunde mit jemandem, der uns die Welt jenseits unseres beschr�nkten Sichtfeldes zeigt und uns den Blick f�r ungeahnte Wunder erschlie�t, geh�rt dazu -- sei es ein Lehrer oder Tutor, sei es ein Meister oder Lehrherr oder einfach eine freundliche, weise Person. Und unsere erste bedeutungsvolle Nacht mit einem M�dchen oder einem Mann, gleich ob wir noch unber�hrt sind oder nicht -- jene Nacht, in der wir uns selbst und den anderen erkennen und die Mysterien sich uns erschlie�en, die unser innerstes Selbst mit dem Wunder des Universums verbinden.

Manchmal kommen diese Wendepunkte langsam, absehbar, lassen uns vorher Zeit, uns vorzubereiten, und hinterher, uns wieder zu sammeln. F�r manchen ist das Leben mild und leicht. Manchmal aber haben wir nicht genug Zeit, um Atem zu holen, ehe ein neuer Schicksalsschlag oder ein neues Wunder uns bet�ubt zur�cklassen. Eine Folge von solchen Ereignissen nennen wir ein Abenteuer -- wenn es anderen zust��t und gen�gend Unterhaltungswert besitzt, um eine Geschichte oder ein Gedicht oder ein Lied, eine Kom�die oder Trag�die oder Drama daraus zu machen.

Abenteuer neigen dazu, ihre Protagonisten ver�ndert zur�ckzulassen. In einem Abenteuer m�ssen wir zeigen, aus welchem Holz wir geschnitzt sind, gegen Widrigkeiten bestehen und Schl�ge einstecken, das Schicksal akzeptieren, uns ein Ziel setzen und einen Weg suchen, es zu erreichen. Manchmal l��t das Abenteuer und als verbitterte und gebrochene Wesen zur�ck, jene Sorte von Bettlern und Tagedieben, die eine Flasche Rum mehr sch�tzen als ein flohfreies Bett. Manchmal macht es uns zu Schurken, die die Macht um der Macht willen lieben gelernt haben, und die die Schwachen ausbeuten und treten, um ihren Reichtum und Einflu� zu mehren. Und manchmal wachsen wir �ber uns selbst hinaus, um f�r unsere �berzeugungen einzutreten, um die zu sch�tzen, die wir lieben, oder um dem B�sen unter uns -- und in uns -- die Stirn zu bieten.

Manchmal werden wir zu Helden.


Ende von Kapitel Null